VKZ Vaihinger KreiszeitungVaihingen| 17.08.2023 - 00:00 Uhr

Schuhe für Geflüchtete auf Samos

 

Der Arbeitskreis Asyl aus Vaihingen hat eine enge Verbindung zu ehrenamtlicher Hilfsorganisation in Griechenland. Bisher sind sechs große Pakete verschickt worden, deren Inhalte den Menschen auf der Insel den Alltag erleichtern.

 

Vaihingen (p). Das Alpha Center Samos ist eine Einrichtung zur Unterstützung von Geflüchteten auf der griechischen Insel Samos, eine sogenannte NGO-Organisation, also nicht staatlich und rein freiwillig – durch ehrenamtliches Engagement 2016 ins Leben gerufen. Der Arbeitskreis Asyl Vaihingen unterhält seit Längerem eine engere Beziehung zu ihr, bedingt durch persönliche Kontakte von Olaf Büscher, Leiter des Asylkreises Vaihingen, der von schockierenden Erfahrungen mit den katastrophalen und unmenschlichen Lebensbedingungen berichten kann, Bei Pudelwird weiter gesammelt. Foto: P    die hier ebenso wie in  Moria/Lesbos herrschten. „Moria haben alle gesehen,

                                                     aber Samos war in den Auswirkungen für Geflüchtete noch schlimmer“, sagt der Enzweihinger. Es gebe kaum Hygiene, nur minimalste medizinische Versorgung, aber Ratten und Schlangen als „Hausbewohner“ in Notunterkünften aus Pappe und Müll. Während das Flüchtlingslager Moria in die Schlagzeilen der Weltpresse und auf die politische Tagesordnung rückte, blieb Samos weitgehend unbekannt, aber eher noch katastrophaler.

 

In dieser schier ausweglosen Situation haben die Samos Volunteers, die alle ehrenamtlich tätig sind, mit dem Alpha Center ein bemerkenswertes Angebot in der Stadt entwickelt, das Geflüchteten nicht nur zu einem menschenwürdigeren Dasein helfen will, sondern auch die ersten Schritte zu einer sinnvollen Integration anbietet.

In einer sicheren Umgebung und offenen Gemeinschaftsräumen stehen neben materieller Versorgung auch psychosoziale Unterstützung und informelle Bildung im Angebot. Neben mehreren Sprachkursen gibt es Workshops, in denen gezeigt wird, wie Lebensläufe geschrieben werden. Es gibt Computerkurse, Hilfe bei Schneider- und Reparaturarbeiten, sichere Räume für Frauen und Kinder sowie alltägliche Hilfen wie kostenlose Fotokopierdienste, Telefonaufladung und Waschmaschinen.

Weil nach den katastrophalen Ereignissen im sogenannten „Dschungel“ in Samos schließlich von der EU ein befestigtes Camp weit außerhalb der Stadt installiert wurde, sahen sich die Volunteers gezwungen, Alphaland zu errichten. Ein Gemeinschaftszentrum, erstellt aus einfachen Eigenmitteln, um das Angebot für Geflüchtete aufrecht erhalten zu können.

 

Der Bedarf an Kleidung und Schuhen ist schier endlos

Außer den Betreuungsangeboten und etwa Spielmöglichkeiten für Kinder werden in Alphaland vor allem materielle Dinge angeboten wie beispielsweise Kleidung oder Hygieneartikel. Und so fanden dann etliche Kleidungsstücke, die sonst vermutlich in der Altkleidersammlung gelandet wären, den Weg von Vaihingen nach Samos, wo ein schier nicht zu deckender Bedarf herrschte und herrscht.

Wie Olaf Büscher vom Arbeitskreis Asyl mitteilt, sei es wirklich überraschend gewesen, als der Hilferuf „Schuhe, bitte!“ gekommen sei. Schuhe, die abgelegt, die aus der Mode gekommen sind, zu klein, zu eng, schiefe Absätze oder sonstige Mängel haben. Diese Schuhe erhalten ein zweites Leben in Samos. Was für deutsche Verhältnisse in der Stadt als untauglich gilt, ermöglicht Flüchtlingen in Samos ein anderes Leben. Sieben Kilometer zum nächsten Ort, zum Hafen, zu den Behörden, Arzt oder Polizei können barfuß zur Qual werden, in Schuhen – auch gebraucht und abgetragen – aber unter Umständen zu einem anderen Leben verhelfen. Für den Arbeitskreis Asyl hieß das, bei Freunden und Bekannten erstaunte bis ungläubige Reaktionen zu ertragen, wenn man um alte Schuhe bittet – bis man es erklärt hatte. Eine dieser Anfragen richtete sich an Tim Pudel, Geschäftsführer der Firma Pudel, Orthopädie und Schuhtechnik GmbH in Ludwigsburg. Ob Kunden sich nicht auch bei ihm von ihren alten Schuhen trennen könnten, erzeugte zunächst ungläubiges Staunen. Warum und wofür? Dann vorsichtige Zustimmung und die Zusicherung, es zu versuchen.

Aus diesem Versuch ist mittlerweile eine hervorragende Zusammenarbeit geworden, die schließlich in einer großen Spende auch mit erstklassigem Material und bester Qualität gipfelte, teilt Olaf Büscher mit. Mittlerweile hätten sechs große Pakete dazu beigetragen, dass Menschen sich unbeschwerter bewegen und ihre alltäglichen Aufgaben und Geschäfte in Samos erledigen könnten – und das mit Dingen, die entsorgt worden wären.

 

In den Augen des Arbeitskreises sei das ein gutes Beispiel für „These boots are made for walking“ – und nachhaltig und ressourcenschonend. Die Schuhsammelaktion bei Pudel in Ludwigsburg geht weiter. Und voraussichtlich werden zukünftig auch in Vaihingen aussortierte Schuhe gesammelt, dann über den hiesigen Arbeitskreis Asyl, stellt Büscher in Aussicht: „Wir warten jetzt auf die Reaktion aus Samos.“

 

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