Konzept

Hoffnungshäuser sind mehr als nur Häuser zum Wohnen. Dahinter steckt die "Hoffnungsträger-Stiftung" mit der Idee, Integration zu verwirklichen und Menschen, die ohne Hoffnung sind, also "Hoffnungs"-los, wieder einen Sinn, eine neue Hoffnung zu geben. Aber viel besser, als wir das erklären können, kann das die Stiftung selbst, wie z.B. auf unserem Infoabend am 18.10.2022:

Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein

 

Akute Unterbringung von Geflüchteten, langfristige Perspektiven im sozialen Wohnungsbau, Sozialneid und Ghettobildung – es gab viele Diskussionspunkte beim Infoabend des AK Asyl in Vaihingen am vergangenen Dienstag, aber auch viel Optimismus.

Langsam, aber stetig hat sich das Evangelische Gemeindehaus am Dienstagabend gefüllt. Rund 30 Vertreter*innen von Gemeinderat, Stadtverwaltung, Arbeitskreisen und interessierten Bürgern waren der Einladung des AK Asyl gefolgt, um sich das Konzept der Hoffnungshäuser erläutern zu lassen.

Thomas Röhm, Mitarbeiter der ersten Stunde der Leonberger Stiftung Hoffnungsträger und mittlerweile Bereichsleiter Nationale Programme, war angereist, um in Vaihingen das Konzept integrativen Wohnens zu erläutern. Das kann er aus erster Hand, da er und seine Frau bis 2016 als Hausleitung eines der Projekte der Stiftung betreut haben. So kann Röhm authentisch von Erfolgsgeschichten, aber auch von Rückschlägen und Problemen berichten.

Nach einem kurzen Überblick der 2013 gegründeten Stiftung stellte er die drei Formen des Konzepts „Hoffnungshäuser“ vor: die einfachste Version beinhaltet nachhaltige und kostengünstige Mehrfamilienhäuser, die sich innerhalb eines Jahres verwirklichen lassen. Bei Version zwei – genannt Hoffnungsorte (wird derzeit in Mühlacker umgesetzt) – werden die Kommunen bei der Umsetzung eines integrativen sozialen Wohnraumkonzepts unterstützt, während Variante drei neben einer Kofinanzierung durch die Hoffnungsträger Stiftung auch die Betreuung durch eine 100%-Stelle Hausleitung beinhaltet.

Die Idee von Hoffnungsträger ist es, Geflüchtete, sozial Benachteiligte und gut situierte Einheimische zusammenzubringen. Bewährt hat sich eine Mischung von 70% Mietern mit Wohnberechtigungsschein (WBS) und 30% besser situierten Mietern, wobei etwa die Hälfte der Bewohner mit WBS Geflüchtete und die andere Hälfte Einheimische sind. Das Ziel dabei: andere Kulturen, Religionen und Sichtweisen kennenzulernen und zu verstehen. Da bei einer solchen Zusammensetzung Konflikte nicht ausbleiben, sei eine enge Zusammenarbeit mit kommunalen Betreuern essenziell, sowohl bei der Auswahl der Mieter als auch bei der anschließenden Betreuung.

Ob bei einem solchen Projekt nicht Sozialneid geweckt würde, wenn Flüchtlinge eine Neubauwohnung mit Fußbodenheizung und Glasfasernetz bekämen, kommt der Einwand aus dem Gemeinderat. Das sei nicht auszuschließen, räumt Röhm ein. Deshalb sei eine gute Kommunikation mit Gemeinde und Bürger*innen unabdingbar. Die Wohnungen unterlägen der LBO, seien daher zwangsläufig beengt und keineswegs luxuriös. Wichtig sei eine Einbeziehung der Bürger*innen, z.B. durch Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen wie Straßenfesten, Zugänglichmachen von gemeinsamen Spielplätzen und anderen Räumlichkeiten sowie das Ernstnehmen von Bedenken seitens der benachbarten Anwohner. „Grundsätzlich kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es eine Bereicherung für beide Seiten sein kann – wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen“, sagt Röhm.

Auch Uwe Skrzypek, frisch gewählter Oberbürgermeister von Vaihingen, hat sich Zeit genommen für diesen Abend. Gänzlich uneitel wartet er, bis Moderator Röhm ihm das Wort erteilt, dann jedoch ist er umso klarer in seiner Analyse: In Bezug auf die akute Unterbringung von Geflüchteten sei das Konzept eher nicht geeignet, grundsätzlich sehe er hier jedoch eine langfristige Lösung für sozialen Wohnungsbau.

Ähnlich scheint es den meisten Vertreter*innen des Gemeinderats zu gehen: Detaillierte und kritische Fragen kommen auf, im Grundsatz jedoch scheint das Projekt genau das zu wecken, was der Name verspricht: Hoffnung. Selbst ein Gemeinderatsmitglied, das sich bisher gegen das Gebiet Leimengrube ausgesprochen hatte, räumt ein: „Mit diesem sinnvollen Konzept können wir gern nochmal darüber reden.“

Nach rund zwei Stunden Diskussion bleibt festzuhalten: Die ideale Lösung gibt es nicht. Immer sind alle Mitglieder der Gesellschaft gefordert, damit sinnvoller sozialer Wohnungsbau und Integration gelingen können. Selbst ein großes Projekt wie die Hoffnungshäuser ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber: „Wenn wir jetzt nicht anfangen, ändert sich gar nichts zum Besseren.“

 

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